Wasser treibt uns an

Schon seit Tausenden von Jahren nutzt der Mensch die Kraft des Wassers, um Arbeiten zu erleichtern. Frühe Beispiele dafür sind Wassermühlen, welche entlang von Flüssen gebaut wurden, um zum Beispiel aus Getreide Mehl zu mahlen. Auch im Kanton Glarus wurde das Wasser schon früh genutzt und war ein Hauptgrund für die industrielle Revolution im Kanton.

 

Die Wasserkraft ist eine der wenigen natürlichen Ressourcen des Industriekantons Glarus. Seit Mitte des 18. Jahrhunderts – also seit über 250 Jahren – wurde die Kraft der Linth und des Sernf für das Weben von Stoffen genutzt. Zwischen 1815 und 1870 erlebte die Glarner Baumwollindustrie einen enormen Aufschwung in den Bereichen Stoffdruck sowie maschinelle Spinnerei und Weberei. Zwischen Linthal und Ziegelbrücke entstand eine Fabrik nach der anderen. In dieser Zeit entstand auch das berühmte Glarnertüechli, welches in aller Welt Absatz fand. Die Wasserkraft war ein massgebliches Kriterium für die Ansiedlung der Textilindustrie und damit für die wirtschaftliche Entwicklung des Tales.

 

Und auch noch heute ist die Wasserkraft bei zahlreichen Unternehmungen ein existenzsicherndes Standbein. Liegt heute das öffentliche Augenmerk hauptsächlich auf wenigen Grosskraftwerkprojekten, waren es doch die kleineren Kraftwerke, welche im Kanton Glarus die Wasserkräfte zur Erzeugung mechanischer und elektrischer Energie seit den Pionierzeiten der Industrialisierung nutzten. Wurde damals noch die Energie des Wassers über Räder, Rollen und Bänder direkt genutzt, wandelt man heute diese Kraft in elektrischen Strom um.

 

Im Glarnerland gibt es entlang der Flüsse und Bäche über 50 Wasserkraftwerke. Teilweise sind das alte Textilindustrieanlagen, teilweise aber auch neu erstellte Gebäude, die erneuerbaren Strom für das Glarnerland und für die ganze Schweiz produzieren.

 

Wie wird aus Wasser Strom?

Wasserkraftwerke nutzen die Masse des Wassers zur Erzeugung von Strom.  Je grösser der Höhenunterschied auf einer kleinen Strecke ist, desto mehr Energie kann erzeugt werden.  Am Beginn der Anlage steht ein Wehr, welches das Wasser im Fluss staut und mittels einer eigenen Regelung dafür sorgt, dass möglichst viel Wasser in den Kanal geleitet und überschüssiges Wasser dem Fluss zurückgegeben wird. Das Wehr kann auch so eingestellt werden, dass gar kein Wasser in den Kanal fliesst (z.B. wenn an der Turbine oder im Zulaufsystem Unterhaltsarbeiten vorzunehmen sind). Zur Vermeidung von Reibungsverlusten wird das Wasser zuerst durch einen flachen Kanal bis kurz vor die Turbine geleitet und stürzt dann über eine Druckleitung auf die Laufradschaufeln. Durch die Kraft des Wassers dreht sich die Turbine und überträgt die Energie, ähnlich wie bei einem Fahrraddynamo, auf den Generator, welcher die mechanische in elektrische Energie umwandelt. Über Stromleitungen, wird die Energie zum Kunden transportiert. Das turbinierte Wasser selbst wird durch einen Ausleitkanal (Unterwasserkanal) wieder in den Fluss zurückgeführt.